Was bedeuten die Methoden im Detail

  • Um wirklich in der Tiefe unserer Themen arbeiten zu können, ist es wichtig die theoretischen Hintergründe von Trauma und dessen Verarbeitung bzw. Speicherung im Körper zu verstehen. Deshalb bildet die Aufklärungsarbeit darüber einen Schwerpunkt meiner Arbeit.

    Trauma ist eine psychische und/oder körperliche Reaktion auf ein überwältigendes Ereignis [SS1] oder anhaltenden Stress, das die Bewältigungsfähigkeiten einer Person überfordert. Es kann durch einmalige Ereignisse (z. B. Unfall, Gewalt, Naturkatastrophe) oder durch langanhaltende Belastungen (z. B. Missbrauch, Vernachlässigung, Krieg) entstehen.

    Wichtige Aspekte von Trauma:

    • Körperliche Reaktion: Das Nervensystem kann in einen anhaltenden Alarmzustand (Kampf/Flucht) oder eine Erstarrung (Shutdown) geraten (Polyvagaltheorie).

    • Psychische Folgen: Flashbacks, Angst, Dissoziation, emotionale Taubheit oder extreme Reizbarkeit sind häufige Symptome.

    • Individuelle Wahrnehmung: Nicht das Ereignis selbst, sondern wie es im Nervensystem verarbeitet wird, entscheidet, ob es als Trauma wirkt.

    Arten von Trauma:

    • Akutes Trauma: Einzelnes belastendes Ereignis.

    • Komplexes Trauma: Wiederholte, langanhaltende Belastungen (z. B. Missbrauch, toxische Beziehungen).

    • Entwicklungstrauma: Traumatische Erfahrungen in der Kindheit, die die Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen.

    Die Verarbeitung von Trauma erfordert oft therapeutische Unterstützung, um das Nervensystem zu regulieren und Sicherheit wiederherzustellen.

  • Wichtigste Grundlage für diese Aufklärungsarbeit ist die Polyvagaltherie nach Steven Porges:

    Die Polyvagaltheorie von Stephen Porges beschreibt, wie das autonome Nervensystem (ANS) auf Stress und soziale Interaktionen reagiert. Sie unterscheidet drei hierarchisch organisierte Zustände, die über den Vagusnerv reguliert werden:

    1.    Soziale Verbundenheit (Ventraler Vagus-Zweig) → Sicherheit, Entspannung, soziale Interaktion.

    2.    Kampf-oder-Flucht (Sympathisches Nervensystem) → Aktivierung, Stress, Mobilisierung bei Gefahr.

    3.    Erstarrung/Shutdown (Dorsaler Vagus-Zweig) → Dissoziation, Kollaps, Rückzug bei überwältigendem Stress.

    Das Modell erklärt, wie unser Nervensystem Bedrohungen einschätzt (Neurozeption) und sich automatisch anpasst. Ein reguliertes Nervensystem fördert Sicherheit, Empathie und soziale Bindung.

    Körperübungen für den Vagusnerv

    Um unser autonomes Nervensystem wieder in einen gut regulierten, entspannten Zustand zu bringen, leite ich gezielte Übungen dafür an.

    Vagusübungen helfen, das autonome Nervensystem zu regulieren, Stress abzubauen und den Körper in einen Zustand von Sicherheit und Entspannung zu bringen. Sie stimulieren den Vagusnerv, der für Ruhe, Erholung und soziale Verbundenheit verantwortlich ist.

    Wir arbeiten dabei mit der Atmung, der Stimme, physikalischen Anwendungen, sanfe Bewegungen, Augenbewegungen, Selbstmassagen und sanfter Druck, positiven Emotionen und soziale Verbundenheit.

  • Die von David Berceli entwickelte bzw. wieder neu entdeckte Methode des neurogenen Zitterns, aktiviert einen Selbstheilungsreflex des Körpers. Bei regelmäßiger Anwendung kommen der Körper und das Nervensystem wieder in einen entspannten, regulierten Zustand. Schmerzen die aufgrund von Spannungen im Körper entstanden sind, lassen nach. Der Schlaf reguliert sich wieder und es entsteht eine größere Ruhe und Zufriedenheit.

    Neurogenes Zittern ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Stress, Trauma oder starke emotionale Belastung. Es ist ein vom Nervensystem gesteuerter Mechanismus, um aufgestaute Spannung abzubauen und den Körper in einen entspannten Zustand zurückzuführen.

    Wie funktioniert neurogenes Zittern?

    • Wenn wir Stress oder Trauma erleben, aktiviert der Körper das Kampf-oder-Flucht-System (Sympathikus).

    • Wenn keine Reaktion möglich ist oder die Bedrohung zu groß ist, kann es zu einer Erstarrung (Shutdown, dorsaler Vagus) kommen.

    • Zittern ist eine körpereigene Methode, um die überschüssige Spannung nach einer Stressreaktion abzubauen und die natürliche Selbstregulation wiederherzustellen.

    Beispiele für neurogenes Zittern:

    • Nach Schock oder Schreck (z. B. Unfall, plötzliche Angst).

    • Nach intensiver körperlicher Anstrengung (z. B. Sportler nach extremer Belastung).

    • Nach traumatischen Erfahrungen (kann sich unbewusst zeigen oder gezielt aktiviert werden).

    • Bei therapeutischen Methoden wie TRE (Tension & Trauma Releasing Exercises), die das Zittern gezielt auslösen.

    Warum ist neurogenes Zittern heilsam?

    • Löst tief sitzende Verspannungen und Trauma-Energie.

    • Reguliert das Nervensystem und hilft, aus dem Kampf-oder-Flucht-Modus in einen Zustand der Sicherheit zu wechseln.

    • Kann Stress, Ängste und PTBS-Symptome reduzieren.

    • Unterstützt körperliche und emotionale Entladung, ohne die Situation erneut durchleben zu müssen.

    Wie kann man neurogenes Zittern aktivieren?

    Eine bekannte Methode ist TRE (Trauma Releasing Exercises) nach David Berceli:

    1. Bestimmte Körperübungen (z. B. sanfte Muskelermüdung der Beine).

    2. Das Zittern beginnt meist in den Beinen und breitet sich aus.

    3. Wichtig: Sicherheit & Kontrolle behalten – bewusst nachspüren und langsam beenden.

    Viele Menschen erleben danach ein Gefühl von tiefer Entspannung, innerer Ruhe und Stressabbau.

  • Ehrliches Mitteilen ist eine Kommunikationsmethode, die darauf abzielt, authentische innere Zustände zu teilen, ohne Schuldzuweisungen oder Manipulation. Sie wurde insbesondere durch Gopal Norbert Klein bekannt und basiert auf der Idee, dass unverarbeitete Emotionen und innere Spannungen oft durch unausgesprochene Wahrheiten entstehen.

    Es ist eine kraftvolle Methode, um authentischer zu leben und tiefere Verbindung mit sich selbst und anderen zu entwickeln. - Ein Bedürfnis, was jeder Mensch in sich trägt.

    Grundprinzipien des Ehrlichen Mitteilens:

    1. Aufmerksamkeit im eigenen Körper – Was fühle ich gerade? Welche Empfindungen, Gedanken oder Emotionen sind präsent?

    2. Ehrlichkeit – Es wird genau das ausgesprochen, was gerade im Körper und Geist da ist, ohne es zu bewerten oder zu verschönern.

    3. Kein Bezug auf andere Personen – Es geht nicht darum, jemandem Vorwürfe zu machen („Du hast…“), sondern um die eigene innere Wahrheit („Ich spüre…“).

    4. Ohne Erwartungen oder Reaktionen – Das Ziel ist nicht, dass der andere etwas tut oder verändert, sondern einfach das Mitteilen an sich.

    5. Regelmäßige Praxis in Gruppen oder Partnerschaften – Dies kann helfen, unterdrückte Emotionen zu verarbeiten und tiefere Verbundenheit zu schaffen.

    Beispiel für ehrliches Mitteilen:

    Anstatt zu sagen:
    „Du bist so kalt zu mir, das verletzt mich!“

    Wird es umformuliert in:
    „Ich spüre gerade eine Enge in meiner Brust und Gedanken wie ‚Ich bin nicht gesehen‘ kommen hoch.“

    Warum ist das hilfreich?

    • Löst unterdrückte Emotionen und Blockaden.

    • Verbessert zwischenmenschliche Beziehungen, weil kein Druck oder Drama entsteht.

    • Bringt das Nervensystem in Regulation, indem unausgesprochene Spannungen verarbeitet werden.

    • Fördert Eigenverantwortung, statt in Schuldzuweisungen oder Projektionen zu bleiben.

  • Durch all die genannten Methoden und Techniken ist es möglich im Rahmen der Arbeit mit mir neue Beziehungserfahrungen zu machen. Dies sind zentrale Elemente persönlicher Heilung und Weiterentwicklung, besonders wenn frühere Beziehungen von Trauma, Unsicherheit oder dysfunktionalen Mustern geprägt waren. Sie ermöglichen es, alte Prägungen zu überschreiben und gesunde, erfüllende Bindungen aufzubauen.

    Je mehr solche neuen, positiven Erfahrungen gemacht werden, desto mehr kann sich das Nervensystem von alten Schutzmechanismen lösen und neue, gesunde Bindungen zulassen.

    Was sind neue Beziehungserfahrungen?

    Es handelt sich um bewusste, sichere und nährende Interaktionen, die alte, schmerzhafte Muster im Nervensystem nach und nach ersetzen können. Dazu gehört:

    • Gesehen und gehört werden, ohne bewertet oder abgelehnt zu werden.

    • Emotionale Sicherheit und Verlässlichkeit erfahren.

    • Mit echten Bedürfnissen da sein dürfen, ohne Angst vor Zurückweisung.

    • Konstruktive Konfliktlösung erleben, statt Streit oder Schweigen.

    • Langsame Annäherung & Selbstregulation statt Überforderung.

    Warum sind sie wichtig?

    Das Nervensystem lernt aus Erfahrungen. Wenn jemand in der Vergangenheit unsichere oder verletzende Beziehungen erlebt hat, kann das zu Dysregulation (Hypervigilanz, Angst, Rückzug, Bindungsprobleme) führen. Neue, sichere Erfahrungen helfen dabei, ein neues inneres Beziehungsmodell aufzubauen.

    Wie kann man neue Beziehungserfahrungen ermöglichen?

    1. Sichere Bindungen aufbauen – Beziehungen suchen oder pflegen, in denen man sich akzeptiert und unterstützt fühlt.

    2. Ehrliches Mitteilen praktizieren – Die eigenen Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken, ohne Angst vor Abwertung.

    3. Langsamkeit und Achtsamkeit – Sich nicht in alte Muster stürzen, sondern Beziehungen bewusster gestalten.

    4. Körperliche Selbstregulation fördern – Atemübungen, Bewegung und Selbstberührung nutzen, um Sicherheit im Körper zu verankern.

    5. Alte Glaubenssätze hinterfragen – Gedanken wie „Ich bin nicht liebenswert“ oder „Ich muss kämpfen, um gesehen zu werden“ durch neue Erfahrungen korrigieren.

  • Das Konsens-Rad ist ein Modell zur bewussten und respektvollen Entscheidungsfindung in zwischenmenschlichen Beziehungen, insbesondere in Bezug auf Körperkontakt, Nähe, Intimität und persönliche Grenzen. Es hilft, Klarheit über eigene Wünsche, Grenzen und Konsens zu gewinnen und unterstützt einen achtsamen, beidseitig respektvollen Umgang.

    Warum ist das Konsens-Rad wichtig?

    • Ermöglicht bewusste Selbstwahrnehmung: Man erkennt eigene Wünsche und Grenzen klarer.

    • Fördert offene Kommunikation: Beide Seiten können ehrlich über ihr Empfinden sprechen.

    • Verhindert unbewusste Übergriffe oder Grenzüberschreitungen.

    • Stärkt Selbstbestimmung und gegenseitigen Respekt.

    • Praktische Anwendung in Beziehungen:

    • Vor einer Handlung innehalten: Wo befinde ich mich auf dem Konsens-Rad?

    • Den Partner/die Partnerin fragen: „Wo bist du gerade?“

    • Ein Nein respektieren – Konsens bedeutet, dass beide in einem klaren JA sind.

    • Ein Vielleicht als wertvollen Raum zur Klärung betrachten, anstatt Druck aufzubauen.